Fritz 1915
Fritz hat noch als Unteroffizier in der leichten Munitons-Kolonne am 27. Januar 1915 das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen bekommen. Es ist kein Brief erhalten, der auf diesen Umstand hinweist, möglicherweise hat er ihn auch gar nicht erwähnt, wie er auch später seine Beförderung zum Leutnant der Reserve nicht öffentlich verlautbart wissen wollte.
(siehe dazu den Brief vom 4.Mai 1917)
Das 14. Reserve-Feldartillerie-Regiment war 1915 bis Ende Oktober in der Picardie an der Aisne eingesetzt.
Am 22. Februar wurde Fritz innerhalb der Abteilung zur 3. Batterie versetzt.
Fritz Versetzung dürfte im Zusammenhang mit einer Umorganisierung der deutschen Feldartillerie im März 1915 stehen.
Er erwähnt in seinem Feldpostbrief vom 28. September 1915, daß er zur Artilleriebeobachtung eingesetzt war.
Aus seinem Wehrpaß geht hervor, daß er am 15.05. 1915 das Lippische Verdienstkreuz erhielt und am 05.09. 1915 zum Vizewachtmeister der Reserve befördert wurde.
Er schrieb Martha vertrauliche Briefe, in denen er die Kampferlebnisse und das Überleben im Trommelfeuer ungeschminkt schilderte, auch seine zeitweilige Furcht, in Gefangenschaft zu geraten.
Mit der Führung seiner Einheit war er offenbar ganz und gar nicht einverstanden, vielleicht hatte er auch direkte Konflikte mit seinen Vorgesetzten. Er hielt die Mißstände, über die wir aus den Briefen leider nichts erfahren, für sehr gravierend und zeigte sich enttäuscht, daß Verantwortliche in höherer Stellung - er erwähnt den preußischen Kriegsminister - hier nicht eingriffen und Veränderungen veranlaßten, um die Wiederholung solcher Vorfälle zu verhindern.
In seinem für 1915 letzten Brief von der Front erwähnt er, daß das VII. Reserve-Armeekorps ab 26. Oktober aus der Front herausgezogen werden sollte.
Aus dem Dezember 1915 haben sich dann einige Feldpostsendungen aus Brüssel erhalten. Offenbar hielt er sich dort bis Februar 1916 auf. Der Feldpoststempel „Kriegslazarett Brüssel“ legt nahe, daß er verletzt war, vielleicht hat er aber nur seine Feldpost dort aufgegeben und an Lehrgängen teilgenommen. Jedenfalls war die Verletzung offenbar nicht so schwer, daß er nicht zum Jahreswechsel die Stadt Brüssel besichtigen konnte.
Mutmaßlich im Juli 1915 war er auf Heimaturlaub in Detmold.
Die Beziehung zwischen beiden hat sich seitdem offenbar enger entwickelt . Im Brief vom 2. Oktober 1915 taucht erstmalig die Anrede „Liebste Martha" auf.
An seinen späteren Schwiegervater Max Ihle schrieb Fritz schöne Ansichtskarten von Laon, von Brüssel und vom Kriegsschauplatz in einem sehr knappen und distanzierten Ton, ergänzt um bemühte hurrapatriotische Wendungen, die nicht zu den in den vertrauten Briefen an Martha geäußerten Mitteilungen und Ansichten passen.