02.10.15 (Feldpostbrief, Druck grün auf weiß)
Stempel
S.B. 3. Batterie Res. Feldartillerie-Rgt.14
Poststempel 2. Oktober 1915 6 Nr.31
Frl.
M. Ihle
Post Heiligenkirchen
Detmold
Lippe
Feuerstellung 3/14 v. 1. Okt. 1915.
Liebste Martha.
Tausend Dank für herzlieben Brief vom 25. September und dem Beiwort der Betta. Hier wieder Ruhe eingetreten. Hoffentlich bleibt es so. Ich werde Dir später einmal genau von all den Schrecknissen dieser Tagen erzählen. Ich selbst hatte an ein Entkommen aus der Hölle nicht mehr gerechnet, günstigsten Falles würde ich in Frankreich interniert. (????)
Als Batterieführer fungiert hier ein fremder Oberleutnant d. L.* Sehr netter Kerl. Ditfurth ist sang- und klanglos verschwunden. Der Staatsanwalt auf eigenen Wunsch versetzt. Der Regimentskommandeur muß aber noch fliegen. Eine höhere Kommandogewalt wird ihm auch noch das Genick brechen. Ist dem Herrn Kriegsminister bekannt, daß ..? Was gedenken der Herr Kriegsminister zu tun, daß ähnlichen Fällen vorgebeugt wird u.s.w. **
Herzliche Grüße Euch allen Dein Fritz
* "d. L." heißt "der Landwehr".
** Die Vorgänge, auf die hier angespielt wird, bleiben leider völlig unbekannt. Seine freimütigen Meinungsäußerungen über höhere und höchste Vorgesetzte zeugen erneut von Fritz völlig unabhängiger und kritischer Haltung. Preußischer Kriegsminister war zu diesem Zeitpunkt übrigens nicht mehr Erich von Falkenhayn (1861-1922) sondern seit Ende Januar 1915 Generalleutnant Erich Wild von Hohenborn (ghk)