Rückseite des Kalenderblattes MEYERS Historisch-Geografischer Kalender für den 10. August 1915
1915_MI_002b (Martas Handschrift)
Bis dato noch in Ungewißheit, ob Du während der Fahrt aus dem Coupéfenster gefallen, unterwegs als Spion verhaftet oder bei Deiner Ankunft in Frankreich wegen der halbstündigen Verspätung einstweilen in Arrest geraten bist, riskiere ich‘s heute trotzdem, einen Brief zu schreiben, der mir vielleicht Aufschluß über Dein Verbleiben verschaffen kann und den Fall Warschaus* hast Du nun also um Haaresbreite verpaßt, schade, es war den Tag sehr viel los. Nachmittags beim Bekanntwerden der Nachricht Böller und Glockengeläut von allen Türmen - sogar in Heiligenkirchen, dann Ansprache und Absingen von Vaterlandsliedern, wo, weiß ich nicht genau, ich vermute bei der neuen Kirche. Später Konzert auf dem Marktplatz und abends nochmaliger Fackelzug Ansprachen und Vaterlandslieder auf dem Marktplatz wirksam unterstützt vom Feuerwerk bei Sonntag & Voß. ..... Feierlichkeiten wurden durch die Anwesenheit der Familie Ihle besonders verschönt, deren Oberhaupt vor Aufregung ganz aus dem Häuschen war und seine weiteren Angehörigen veranlaßt hatte, schleunigst zur Stadt zu gehen. Als der Fackelzug mit einem zündenden Marsch einsetzte wurde die Betta von plötzlicher Begeisterung ergriffen, nahm ihre ältere Schwester bei der Hand ..... sich auf unbestimmte Zeit von der ..... und veranlaßte jene ...(Blatt zuende)
* Warschau wurde am 5. August 1915 erobert. Fritz hatte also vermutlich im Juli 1915 Heimaturlaub. ghk