25. September 1914
Liebe Martha!
Heute morgen eine Karte von Dir erhalten datiert vom 9.IX.
Du beschwerst Dich wieder, daß ich so wenig von mir hören lasse.
Seit der Übergabe von Maubeuge war beim besten Willen keine Möglichkeit vorhanden Postsachen auf unserer Feldpost abzugeben. Zudem wurde mir mitgeteilt, daß es während der Marschtage überhaupt keinen Zweck hätte zu schreiben. Seit 14 Tagen etwa liegen wir wieder in der Gefechtslinie.
Die Post seit 8 Tagen herangezogen und liegt etwa 10 km auswärts. Nach dort werden durch Radfahrer oder anderweitige Verbindungen nach auswärts die Postsachen befördern. Ein großer Teil wird sicherlich nicht abgegeben und geht verloren. Einzelne Soldaten haben bis jetzt überhaupt noch keine Nachricht von zu hause erhalten. Vorgestern habe ich Dir z.B. einen recht ausführlichen Brief geschrieben. Seit 8 Tagen habe ich wieder Post erhalten. Briefsachen, die etwa Anfang September abgesandt erreichen weit schneller den Empfänger, wie solche vom Monat August datiert. 14 Tage lang habe ich kein Briefpapier und Karten erhalten können. Ich habe meiner Schwester wiederholt das mitgeteilt und um Zusendung von Feldpostkarten oder Briefpapier gebeten - unbedingt notwendig. Bitte ihr dieses dringend in Erinnerung zu bringen.
Berichte meinerseits verloren. Hier dauernd bei der Gefechtsbatterie. Ich persönlich dauernd bei den Batterien und der Beobachtungsstelle. Ein Zurück von Maubeuge nach Namur hat selbstverständlich nicht stattgefunden. Ich darf aber nicht genaue Angaben machen, da gesagt worden ist, daß Briefe dem Inhalt nach geprüft werden. Ob dies Tatsache weiß ich nicht. Jedenfalls ist Vorsicht über die Art der Mitteilung geboten. Kein .... regnerisches Wetter, verschwitzt von oben bis unten durch den Aufenthalt in den Geschützgräben. Ärger über das vielfach zwecklose Schreiben, da doch nichts zurückkommt hat uns alle davon abgehalten in den vergangenen Wochen zu schreiben. Dies mein letztes Papier.
Fortsetzung II
Seit 3 bis 4 Tagen habe ich an meine drei Schwestern und an einzelne Nachbarn sehr viel geschrieben. Heute morgen ein Paket von Steins* eingetroffen. Das erste. Ich bitte doch bei Gelegenheit diese Nachricht überbringen zu wollen. 2 Paketchen Schokolade, 4 Zigarren ein Paket Tabak ist alles was ich bisher also bis zum 25. September erhalten habe. Es fehlen Streichhölzer Feuerzeug. Die Anfragen nach Streichhölzern unter den einzelnen Batterien ist ganz enorm, auch dieses bitte ich meiner Schwester berichten zu wollen, dringend notwendig. Benzin ist hier in Unmengen vorhanden. Gutes dauerhaftes Feuerzeug solches alles habe ich bei Gelegenheit angefordert, da aber nicht alle Post ihren Bestimmungsort erreichen, so bitte ich es mir nicht verübeln zu wollen, wenn ich Dich hiervon in Kenntnis setze um dieses zu übermitteln. Während eines heftigen Artillerieduells dieses Schreiben. Krieg scheint überhaupt nur durch Artillerie ausgetragen zu werden.
Schluß fehlt
*Fritz ältere Schwester Marie war mit dem Landwirt Friedrich Steins in Hornoldendorf (Lippe) verheiratet.