25. März 1848 Abspaltung Kroatiens von Ungarn

Josip (Joseph) Jellacic

Geboren 16. Oktober 1801 in Petrovaradin (Kroatien - Königreich Ungarn)

Gestorben 19. Mai 1859 in Zagreb (Kronland Kroatien - Kaiserreich Österreich)

Konfession: römisch-katholisch

J.J. entstammt einer kroatischen Adelsfamilie und hatte eine Offizierskarriere in der Armee des Kaisers durchlaufen, als er im März 1848 in den Rang eines Generalleutnants befördert und Oberkommandierender für Kroatien wurde. Der kroatische Landtag (Sabor, zunächst eine traditionelle Ständevertretung) wählte J.J. auch zum „Ban“ (= Chef der Zivilverwaltung) für Kroatien. J.J. erwirkte einen Sobor Beschluß, den Landtag künftig nach allgemeinem Wahlrecht zu wählen. (Diese Wahlen fanden am 18. Mai 1848 statt.)

Jellacic besetzte Fiume und einen kleinen Teil Dalmatiens. Am 19. April erklärte er Kroatien für unabhängig von Ungarn. Zugleich erklärte er seine unbedingte Loyalität zum Kaiser in Wien.

Kroatien besteht aus den drei Landesteilen Dalmatien, Slawonien und Kroatien im engeren Sinn. Seit dem späten Mittelalter war das Königreich Teil Ungarns. Dalmatien gehörte lange Zeit zu Venedig, und Slawonien stand zwischen 1526 und 1687/99 unter türkischer Herrschaft. Seit 1815 befand sich das katholische Land unter der Herrschaft des Hauses Habsburg. Dalmatien war ein eigenes Kronland unter dem Kaiser, Kroatien und Slawonien gehörten zum Königreich Ungarn. Besonders seitdem 1844 in Slawonien und Kroatien die Amtssprache Latein durch Ungarisch ersetzt worden war, wurde die Zugehörigkeit zu Ungarn allgemein abgelehnt.

Die Wiener Regierung schwankte in ihrer Haltung zu Kroatien und Ungarn und lehnte eine Trennung Kroatiens von Ungarn zunächst ab. Jellacic wurde am 19. Juni aus seinen Funktionen entlassen. Der Hof, insbesondere die Mutter des späteren Kaisers Franz Joseph, die Erzherzogin Sophie, hielt den Kontakt zu ihm. Im Juli traf J.J. mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Batthyány zusammen. Der Wiener Hof war in die Inhalte der Gespräche, die ergebnislos verliefen, vollständig eingeweiht. Im September berief ihn Kaiser Ferdinand zurück und ernannte ihn erneut zum Militär- und Zivilgouverneur von Kroatien. J.J. zog mit seiner kroatischen Armee gegen Ungarn, wurde aber am 29. September bei Pákozd (40 km südwestlich von Budapest) besiegt und floh er mit seinen Truppen Richtung Wien. Am 29. Oktober 1848 schlug er die Ungarn bei Schwechat (keine 10 km südöstlich des Stadtzentrums von Wien) und trug so wesentlich zur Niederlage der Wiener Oktoberrevolution bei. Seine Truppen zeichneten sich bei der Einnahme Wiens durch besondere Grausamkeiten aus. Sie waren auch 1849 an den Kämpfen gegen Ungarn beteiligt. J.J. blieb Ban von Kroatien und Slawonien. Die kroatischen Landesteile blieben bis 1867 aus dem Königreich Ungarn ausgegliedert. Dem Ausgleich des Hauses Habsburg mit Ungarn wurden dann aber die Interessen Kroatiens geopfert. Kroatien und Slawonien wurden wieder ungarisch, Dalmatien wurde von Wien aus regiert.

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Gerhard-Hermann Kuhlmann 15.12. 2004 (Version 1.1)