Truppenteil wiedergefunden haben. Vielfach sind dieselben schon wieder nach Deutschland zu den Ersatzabteilungen geschickt um bessere Zeiten abzuwarten. Von den Paketen die für mich abgeschickt wurden habe ich noch nichts erhalten und nehme ich günstigenfalls an, daß ich die Kuchen, da es sich ja wohl um Obstkuchen handelt, in verschimmeltem Zustande nach einigen Wochen erhalten werden. Die französ.-belg. Grenze hätten wir nun also überschritten und hoffen wir sämtlich, daß wir Frankreich in diesem Kriege nicht wiedersehen. Hoffentlich wird nun an der deutsch-französischen Grenze mit allen Mitteln daran gearbeitet Stellungen auszuheben, damit wir dort dem Angriff der Übermacht widerstehen können, indem ich gleichzeitig die Hoffnung ausspreche, daß unsere Infanterie sich dort wieder besser schlagen wird, wie in den letzen Wochen in Frankreich, andernfalls ist das Schlimmste zu befürchten. Der Franzose würde sich furchtbar rächen nicht allein für das, was in den letzten vier Jahren in Frankreich geschah, sondern auch noch Rache nehmen für das, was unsere braven Feldgrauen bei ihrem jetzigen Rückzug für himmelschreiende Schandtaten verüben. Das alles kann man nur mündlich ohne weitere Zeugen mitteilen. An einen baldigen Frieden kann ich auch unter diesen Umständen, die die feindl. Mächte wiederum auf das höchste erbittern müssen, nicht glauben, wenn Deutschland sich nicht bereit erklärt alles bis auf das Letzte in barem Gold zu ersetzen. Man lernt doch noch vieles kennen, was man nie für möglich hielt. Für alle besitzenden Klassen prophezeie ich nach dem Kriege eine Schreckenszeit wie wir sie noch nicht kennengelernt haben. Ich bitte diesen Brief sofort zu verbrennen. Man kann nicht immer alles für sich behalten aus patriotischen Gründen, hoffe aber daß Du vorsichtig bist.

Herzl.

Dein Fritz

Zum Obermenü 1918
Version 1.0 Gerhard - Hermann Kuhlmann, November 2005