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Version 1.0 Gerhard - Hermann Kuhlmann, November 2005

11.05.16 (Feldpostbrief)

Vor Verdun den 11.V. 16

Liebste Martha!

Gestern erhielt ich die Luft. bl. (?) und ein Paket mit Kuchen. Danke herzlichst. Feldpost ist in letzter Zeit recht bummelig geworden, zusammenfallend mit Deiner etwas aufgeschobenen Korrespondenz wirkt es wenig erfreulich auf mich ein. Das Wetter ist hier immer noch nicht besonders freundlich zu nennen, doch liegt es ja wohl im Interesse der Landwirtschaft und jetzt im Kriegsjahr auch der Allgemeinheit, wenn er (es?) sich kühl und naß einstellt. Wie heißt doch die Bauernregel „Ist der Mai recht kühl und naß, macht es auch Zuhause Spaß.“ Im übrigen ist die kriegerische Entwicklung der Dinge hier vor Verdun dieselbe geblieben und wird es auch wohl noch so circa 8 Wochen so fortdauern bis wir nach und nach die Schießerei aufgeben, dann tut es auch der Franzmann. Nein aber, so lange ich aus Erfahrung sprechen kann gibt der Franzmann als erster nach. Denn zäher wie wir, verteidigt er sich. Diese Feststellung zu machen ist sehr bedauerlich für uns, aber Tatsache. Wenn man die täglichen Kriegsberichte verfolgt, könnte man annehmen, es sei hier zeitweise das Artilleriefeuer nicht lebhafter wie auf andren Fronten, weil nichts von Angriffen, Abwehr usw. zu berichten ist. Man liest größtenteils nur von erhöhter Artillerietätigkeit. Wohl Absicht, die Angehörigen nicht zu beunruhigen. In Wirklichkeit ist dauernd Tag wie Nacht erhöhte Artillerietätigkeit mit schwerstem Kaliber bis 8 bis 10 Kilometer hinter der Front. Trommelfeuer zeitweise tage- wie nächtelang. Verluste bestehen im gleichen Verhältnis fort. 3. Batt. z.B. in den letzten drei Tagen zwei Tote, zwei schwer Verw., ein leicht Verw. l.M.K. keine Verluste. Wir haben also bei der Munitonskarrerei in letzter Zeit viel Glück gehabt, trotzdem wir manchmal recht eklig in die Patsche gerieten. (Blatt zuende)

(Neues Blatt, möglicherweise hier einzuordnen)

Schwere Artillerie hat durch feindl. Feuer verursachte Verluste in Rußland und Serbien wohl keine zu verzeichnen gehabt.* In Frankreich an den vergleichbaren Stellen immer ganz minimale Verluste. Offenbar fiel den Zeitungen nur auf, daß wir hier vor Verdun Verluste an Artillerie und Mannschaften, Pferden wie Material mehr zu verzeichnen hätten, wie die französische Artillerie. Zu erklären ist es, wenn man all die Bedingungen wüßte aufzulisten, unter denen die Artillerie hier kämpfen muß. Aber es würde zu weit führen, ** zu legen. Hoffentlich kann ich mündlich später Bericht erstatten.

Sag einmal was kostet solch ein Kuchen den Du mir immer zusendest, wirst Dich doch wohl nicht zu sehr in Unkosten werfen. Ich komme in diesem Brief mit einem großen Wunschzettel. Eigentlich wäre dies Sache meiner Haushälterin. Aber zu Frühjahrszeit wird sie dergleichen sehr mit Arbeit überhäuft sein und kann ich ihr dieses nicht zumuten. Auch trifft sie manchmal nicht das Gewünschte. Benötige eine Nähnadel und Zwirn schwarz und weiß ein paar Strippen zum Aufhängen meines Waffenrocks.

3. Taschenspiegel 4. Zahnpulver zum Putzen der Zähne 4. zur besseren Ausstattung unseres Zugführerunterstandes Verschiedenes. Zunächst um Schlafraum von Wohnraum gefällig zu begrenzen eine Art Zuggardine für das sogenannte ..

II

. große 12? .... unsere Verluste vom Einatmen giftiger Gase her. Patienten sollen nach zwei Tagen am Lungen***.... zugrunde gehen. Gestern hat mein Hauptmann d. L. der z. Zt. die 2. B. führt Gas eingeatmet. Ob er durchkommt muß abgewartet werden. Im Verbande unseres Regiments hat die 3. B. die größten Verluste zu verzeichnen dann folgt l.M.K. I Abteilung . Nach Aufstellung sind bei der 3. z.B. nur noch 5 alte Mannschaften in Feuerstellung. Vor einigen Tagen erzählte mir ein ****.... der Fußartillerie, daß sie bei einigen Batterien 50 - 70 Mann Verluste zu verzeichnen hätten.

(Schluß fehlt)

*Weil die russische und die serbische Armee nicht über weitreichende Geschosse verfügte, um die weit hinter der Front aufgestelle deutsche schwere Artillerie zu erreichen. Auch hier bezieht sich Fritz wahrscheinlich auf Argumente aus den Zeitungen, die ihm Martha mitgeteilt hatte. ghk

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