25.04.16 (Feldpostbrief)
Montag, den 24. IV.1916
Liebste Martha!
Bin in den letzten Tagen wenig zum Schreiben gekommen, da ich beim besten Willen keine freie Zeit erübrigen konnte. Die Kolonne wird wieder sehr in Anspruch genommen mit Munitionsfahrerei. Jetzt ist auch noch ein Leutnant abkommandiert zur Batterie und ein Feldwebelleutnant hat sich krank gemeldet. Sind also nur zu zwei Sektionsführern noch hier tätig. Da kann es vorkommen, daß ich jede zweite Nacht zur Feuerstellung fahren muß. Tagsüber habe ich hier einen Neubau zu leiten für 60-Mannunterkunft. Damit habe ich auch noch zwei Tage zu tun. Dann wird es hoffentlich wieder besser. Werde dann mir all die letzten Briefe vornehmen und zu diesem oder jenen Stellung nehmen. Vorgestern und heute haben wir wieder drei Fahrer der leichten Kolonne beerdigt. Welche Schrecknisse während der Nacht passieren, indem wir mit den Gespannen in die Feuerstellung fahren, davon wird sich niemand einen Begriff machen können, der die Schlacht bei Verdun nicht mit macht. Man kommt auch öfter ohne irgendwelche Verluste wieder zurück, wie ich z.B. vor drei Nächten mit 17 Wagen abgefahren trotzdem die Straßen z.Zt. unter Feuer lagen. In der vorletzten Nacht traf z.B. ein oder zwei Schuß. 2 Fahrer tot 2 Pferde tot, 6 Pferde verwundet. Alles was der Franzmann während unseres Vorstoßes auf den Straßen zusammen geschossen hat, muß liegen bleiben. So geht es nun über alle Trümmer, Pferde wie Wagen usw. in der Dunkelheit hinweg. Consenvoye liegt 8 km hinter dem 1. Schützengraben. Von dort ab bis zur Feuerstellung liegt der Weg, besonders während der Nacht unter dem Feuer der schwersten Kaliber. Kannst Du Dir denken, daß, wenn solch ein Biest, in der Nähe krepiert, und durch Zufall niemand getroffen ein ganzes Gespann, 6 Pferde (Blatt zuende)
(anderes Blatt, Kopierstift)
II
und die Fahrer wie vom Blitz getroffen zur Erde schlagen. Der Krach ist so gewaltig, die Detonationswirkung so furchtbar, daß Pferd wie Menschen noch stundenlang ganz und gar ver..... sind. Um noch Dir ein Bild vom .... Pferd mit 10-20 Wagen der alleinverantwortliche. Ein starkes feindliches Artilleriefeuer in der Feuerstellung ist mir weit lieber wie eine solche Fahrt. Eine Änderung könnte getroffen werden, wenn wie ich es immer schon angepriesen die Munition per Kahn die Maas hinaufgeschafft und von da aus ... zur Batterie durch Verbindungsgräben getragen zur Feuerstellung weiterbefördert. Später kommt man schon drauf, indem die Verluste so weiter fortbestehen. Heute hat z.B. schon unser Regimentsarzt zu unserem Hauptmann geäußert, daß unter allen Umständen Abhilfe geschaffen werden müßte, denn diese Verluste wären geradezu entsetzlich.
Das bedeutet schon allerlei aus dem Munde der Allgewaltigen. – Nun, ich schreibe so viel von Verlusten und Du magst nicht gern davon hören. Indem ich Dir die Umstände klarlegte weshalb ich in letzter Zeit so wenig zum Schreiben kam, hat sich dieses inzwischen geändert. Was man hier vor Verdun alles erlebt, läßt sich gar nicht alles berichten.-
Heute erhielt ich Deine Gaben und Schreiben vom 2./IV.. Besten Dank. Aber nun muß ich Dir die üblichen Fragen stellen.
(Schluß fehlt)